Hallöchen ihr Süßen,
und „Oh mein Gott“ wird sich die eine oder andere bei der Überschrift gedacht und dabei die Augen weit aufgerissen haben. Und wer das Bild bei Bloglovin‘, Facebook oder Instagram gesehen hat, dessen Augen werden wohl noch viel größer geworden sein und wird sich denken: „Nanu, wir haben zwar den Herbst schon wettertechnisch eingeläutet, aber Halloween ist doch erst in 6 Wochen?!? Oder habe ich irgendetwas verpasst?“ Keine Sorge, ich bin jetzt nicht unter die Toten gegangen oder so – und habe es in nächster Zeit auch nicht vor. Es wird mal wieder ein kleiner Kulturbeitrag, wie Katja es nennen würde.
Ihr erinnert euch, in meinem Wölkchen-Ballon-Beitrag erwähnte ich, dass wir bei einer Führung durch den Melaten Friedhof in Köln mitgemacht haben und sehr begeistert davon waren!? Heute möchte ich euch gerne ein bisschen durch seine Grabstätte mitnehmen – euch eine andere Seite von Köln zeigen. Nicht immer diese typischen Touristen-Hot-Spots-Dinger. Seid ihr bereit? Dann folgt mir.
Hallo, und herzlich willkommen zum heutigen Rundgang durch den Melaten Friedhof in Köln. Mein Name ist Rosy und ich werde euch durch diesen Friedhof begleiten und einiges dazu erzählen. Ich hoffe, ihr werdet nach dieser Besichtigungs-Tour eventuell eine weitere und andere Sichtweise zum Thema Friedhof bekommen – nicht mehr nur als Ort, an dem sich Tod, Trauer und Verlust befinden.
Kommen wir gleich zur berühmtesten Persönlichkeit des Friedhofs: Dem Sensenmann. Als typische Symbole hält er in der einen Hand eine Sanduhr und in der anderen eine Sense. Und stellt euch vor, da liegt tatsächlich jemand begraben. Ein Junge, namens Martin, der auch „Fröschlein“ genannt wurde. Aus diesem Grund hockt neben dem Sensenmann auch eine kleine Froschfigur. (Ooops, hier habe ich den wohl dummerweise ausgeschnitten, shame on me!)
Anscheinend wurde die Sense in der Vergangenheit mehrmals geklaut. In der Hoffnung, dass sie in Zukunft nicht mehr so oft entwendet wird, wurde dort ein Sensor befestigt.
Übrigens auf dem zweiten Bild seht ihr Herr P. Lejeune. Er ist Leiter des Kölner Friedhofs und hat die tolle 2-stündige Führung durch dieses Gelände gehalten – ein knuffiger Kölner-Opi 😀
Hier seht ihr den Umriss des Friedhofs. Er liegt mitten in der Stadt, um genau zu sein in Lindenthal. Trotz der Lage ist er alles andere als klein, denn immerhin beträgt die Fläche 435.000 m². Das entspricht in etwa 60 Fußballfelder. Also ihr merkt, gahaaanz schön groß. Falls ihr mal bei der Friedhofsführung mitmachen wollt, dann ist dort, wo die Frau auf der Bank sitzt, der Treffpunkt – nur damit ihr Bescheid wisst 😉
Früher war der Ort ein Plätzchen für Kranke und Aussätzige, daher auch der Name Melaten. Erst Ende des 18. Jahrhundert, als Napoleon in Köln eintrifft, beschließt er diesen Friedhof zu gründen. Wegen der mangelnden Hygiene und des fürchterlichen Gestanks in den Gassen, verbot er die Beerdigung von Toten in den Straßen und erschuff aus diesem Ort eine Begräbnisstätte.
Der offizielle Rundgang begann an dieser Glocke. Nachdem ein Verstorbener bestattet wurde, wird die Glocke 3x geläutet. Die Zahl 3 tauchte immer wieder während dieser Friedhofsführung auf. Was es damit auf sich hat, werde ich euch aber nicht verraten. Sonst lohnt es sich für euch gar nicht mehr mal da vorbeizuschauen, wenn ich den ganzen Text von dem lieben Opi vorkaue 😉 Ich werde auch nicht zu jedem Bild etwas schreiben – bei einigen solltet ihr einfach einen Eindruck bekommen, was man da so entdecken kann – das hier ist natürlich nur ein klitzekleiner mini Anteil, von dem, was man dort noch so sehen kann.
Links auf dem Bild seht ihr, wie der Friedhof aufgebaut ist. Findet ihr auch, dass es mehr einem Park gleicht? Gar nicht so dunkel und düster, wie viele andere Begräbnisstätten, oder? 🙂 Übrigens, die Allee nennt man die Millionenallee. Warum? Na, weil die Leute, die dort begraben werden, ordentlich Kohle haben hatten und das sich auch in ihren Grabstätten wiederspiegelt.
Auf dieser Allee begegneten wir oft solchen Obelisken. Die tatsächlich als Symbol für das beste Stück eines Mannes stehen. Dieser Obelisk war um die 5 Meter hoch und ist die Familiengruft der Deichmanns. Nein, nicht der Typ mit den Schuhen. Es war einer der Gründer der Deutschen Bank.
Ihr merkt also, kein gewöhnlicher Friedhof mit nur so 1 Meter hohen Grabplatten. Nein, man kann alles dahinstellen, was man will, solange man das nötige Kleingeld dafür hat. Sei es ein Tempel, verrückte Statuen oder kleine Gebäude.
Hier die Ruhestätte der Familie Stollwerck. Ja genau, die mit der Schokolade. Ich als Schoko-Liebhaberin musste natürlich dieses Grab fotografieren, obwohl es im Vergleich zu den restlichen Gräbern eher langweilig wirkte.
Ist es nicht der Wahnsinn, was die Leute sich da teilweise bauen lassen? Hier auf dem 2. Bild seht ihr beispielsweise die Grabkapelle von der Zigeunerkönigin Sophia Czory. Da ist man im ersten Moment doch etwas sprachlos, nicht wahr?! Übrigens meinte unser Melaten-Opi, dass sie sich selbst Zigeunerin nannte und es nicht als Beleidigung empfand.
Wir gehen weiter, verlassen die Millionenallee und kommen zu dem etwas moderneren und neueren Teil des Friedhofs. So sehen die Grabstätten aus heutiger Zeit aus.
Nebenbei bemerkt: Dieser Friedhof nimmt alle auf. Wirklich alle. Egal, welcher Herkunft oder welcher Religion man angehört, alle haben Platz. Finde ich richtig toll 🙂
Alles, was ich in diesem Blogpost gerade schreibe, habe ich von der Erzählung des Friedhofsleiters aufgeschnappt. Nicht das ihr jetzt denkt, ich wäre hier irgendeine geniale allwissende Person, haha 😀
Hach, und die beiden Männchen haben uns Besucher zum Lachen gebracht, so dass ich sie knipsen musste, hihi 😀
Und hier die 2. berühmtesten Persönlichkeiten, die auf diesem Friedhof zu Hause sind. Die Millowitschs. Ich gebe zu, den Namen habe ich schon öfters gehört, aber wer oder wofür Herr W. Millowitsch u.a. bekannt war, wusste ich bis zu diesem Rundgang nicht. Also hörte ich brav zu und kann sagen: Er war ein erfolgreicher deutscher Theaterschauspieler und in seinem Millowitsch-Theater finden auch noch heute regelmäßig Aufführungen statt. Haben wir mal wieder was gelernt 😉
Am Rande: Der Herr, der dieses Bauwerk hat errichten lassen, lebt noch. Eigentlich sollte auch noch eine Büste seiner selbst hin, aber da er altert, findet er sich nicht mehr hübsch – also keine Büste, haha 😀
Auf dem 2. Bild seht ihr die Meute. Wir waren überrascht, wie viele kamen. Immerhin steht diese Führung nicht irgendwo auf einem Plakat oder wurde groß beworben.
Habe ich eigentlich erwähnt, dass sie auch komplett kostenlos war – egal, ob Kind, Student oder Rentner und ohne Anmeldung – einfach kommen und sich dazustellen!
Wenn wir weitergehen, kommen wir zu J. Th. Baargeld Zentrodada, wie er liebevoll von seinen Kommilitonen genannt wurde. Er war aus wohlhabenden Hause und lud deshalb gerne mal die ganze Truppe ein, sodass er den Spitznamen „Baargeld“ bekam. Als kleine Hommage legen Besucher gerne ein paar Centstücke auf sein Grab, wie auch hier zu sehen 😉
Seid ihr auch so begeistert wie ich? Teilweise hat man wirklich das Gefühl man macht so kleine Zeitreisen. Gerade, weil diese Gebäude und Bauwerke einfach mitten in der Natur stehen 🙂
Na, erkennt irgendeiner von euch links auf dem Bild das Symbol auf dem Grabstein? Ok, zugegeben – man sieht es schlecht. Aber das allsehende Auge ist u.a. dort zu sichten und na, zu wem gehört das? Klar, den Freimaurern.
Auf dem 2. Bild seht ihr eine prominente Person, die wahrscheinlich jedem noch ein Begriff ist, da sie erst vor paar Jahren verstarb – Dirk Bach. Ebenfalls einer der vielen, die hier ihre Ruhe finden.
So, ihr Lieben. Wir sind am Ende unseres schnellen Rundgangs durch den Melaten Friedhof angekommen. Ich hoffe, ihr seid jetzt ein Stückchen klüger als am Anfang und seid während des Lesens nicht eingeschlafen, hahaha 😀
Falls ihr daran teilnehmt, bequeme Schuhe wären von Vorteil, denn man läuft nicht immer nur auf gepflastertem Weg und wie schon erwähnt, geht die Führung 2 Stunden lang ohne Unterbrechung.
Übrigens: Wer vielleicht an diesem Wochenende noch keine Pläne hat und Lust auf einen kleinen Kurztrip nach Köln – dann habt ihr die Chance, diese Friedhofsführung in Real zu erleben. Sie findet leider nur in sehr unregelmäßigen Abständen statt. Aber ich sag euch – es lohnt sich!
Genießt diesen herbstlichen Mittwoch ♥Offizielle Website: Melaten Friedhof
Termine für die Führung: Stadt Köln
Verlinkt bei:
Der alte September – Spirellis Allerlei
Mittwochs Mag Ich – Frollein Pfau